„Wir retten die Welt! Bist du dabei?“-Kampagne erhält prominente Unterstützung durch Schauspielerin Pia Hierzegger
Mit Pia Hierzegger konnte der Social Business Hub Styria eine im In- und Ausland bekannte Theater- und Filmschauspielerin sowie Regisseurin, Drehbuchautorin und Moderatorin als Testimonial für seine Bewusstseins-Kampagne gewinnen. Im folgenden Gespräch spricht die 50-jährige Grazerin über das Potenzial von Theaterstücken für Denkanstöße, die Herausforderung in neue Rollen zu schlüpfen und Investitionen, die Genialität erst möglich machen.
Was verbinden Sie persönlich mit dem Thema Nachhaltigkeit?
Ich versuche, sofern ich mich auskenne und weiß, wie es möglich ist, nachhaltig zu agieren. Ich glaube, dass die Bequemlichkeit viele Menschen daran hindert, sich für das Nachhaltige zu entscheiden, weil sie es anders gewohnt sind oder weil es anders einfacher geht. Teilweise ist es auch eine preisliche Frage, warum Menschen nicht auf Dinge, die ihnen nachweislich schaden, verzichten. Aus wirtschaftlicher Sicht denke ich, dass Menschen wohl leichter auf Nachhaltigkeit umsteigen würden, wenn alles, was klimaschonend ist, auch billiger wäre.
Apropos Klima – diesen Sommer haben Sie mit dem „Theater am Bahnhof“ das Freiluft-Theaterstück „Zu Ende gehen“ inszeniert, das sich mit der Klimakrise auseinandersetzt. Wie ist es dazu gekommen und was habt ihr euch von dieser speziellen Produktion erhofft?
Der Klimawandel ist ein Thema, das uns eigentlich schon länger begleitet hat. Im Fall von „Zu Ende gehen“ haben wir gesagt, dass wir es draußen spielen möchten und zwar auf einem Fußballplatz, weil das von der Form schon einmal viel vorgibt und vieles in Fußballfeldgrößen gemessen wird. Aber uns ist klar, dass ein Theaterstück immer nur eine Beschäftigung mit dem Thema sein kann, denn es liegt uns fern, jemanden bekehren und belehren zu wollen. Es geht uns um die Auseinandersetzung und ein Verhandeln des Themas mit sich selbst, mit der Umwelt und das Publikum kann sich darauf einlassen und darüber reflektieren.
Viele Prominente bemühen sich aktuell bei verschiedenen Themen um Bewusstseinsbildung. Sie setzen sich auch für verschiedene Initiativen ein. Gibt es da auch immer einen persönlichen Bezug zu den Themen oder ist das zum Teil einer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft geschuldet, die es mit sich bringt, wenn man eine Person des öffentlichen Interesses ist?
Allein würde ich nicht draufkommen, wenn das Thema nicht praktisch am Tisch liegen würde. Dieses Thema ist mir persönlich ein Anliegen, weil ich denke, wir haben auch irgendwie die Verantwortung, dass wir jungen Menschen, die Scheiße, die wir ihnen in den Weg gelegt haben, wegräumen, bevor wir uns schleichen.
Sie haben bei der Kampagne „Schau nicht weg. Gewalt an Frauen geht uns alle an.“ der Stadt Graz in diesem Jahr in einem Clip mitgespielt. Wie schafft man es, dass man so ein Thema noch breiter streut und dass die Botschaft die richtigen Menschen erreicht?
Ich glaube, dass die Aufmerksamkeit zu diesem Thema gut ist und es bleibt ja nur das sichtbar, über das viel geredet wird und wo immer der Blick drauf ist. Ich glaube meistens hilft es, wenn man Geld investiert. Sowohl zum Schutz von Frauen als auch in die Aufklärung der Männer. Die kommen ja nicht so auf die Welt, die werden in einer Gesellschaft durch das was sie erleben oder was ihnen vorgelebt wird, zu Tätern. Deswegen glaube ich, dass Aufklärung ganz wichtig ist, dass Solidarität wichtig ist, dass es in einer Gesellschaft nicht darum geht, zu gewinnen, sondern dass die Gesellschaft gemeinsam gewinnen kann. Das gilt auch für das Problem, dass Frauen Gewalt angetan wird. Das darf nicht sein.
Sie sind eine sehr umtriebige Person. Ist es bei Ihnen an der Tagesordnung, dass Sie sich mit mehreren Projekten gleichzeitig beschäftigen?
Also in Wirklichkeit hasse ich es, auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. Ich kann am besten arbeiten, wenn ich konzentriert bin und Projekten meine volle Aufmerksamkeit widmen kann. Ich schreibe, ich spiele, manchmal moderiere ich auch. Als Schauspielerin wirst du ja oft mit Themen konfrontiert, die du dir gar nicht selbst aussuchst und die du dann mehr oder weniger interessant findest, beschäftigen musst du dih trotzdem damit. Und als Autorin möchte ich mich natürlich ganz genau mit dem beschäftigen, über das ich gerade schreibe.
Wie schnell finden Sie in eine neue Rolle hinein? Haben Sie dafür eine Routine entwickelt?
Was mir immer sehr hilft, ist, wenn ich die Geschichte interessant und die Figur spannend finde. Das heißt aber nicht, dass die Figur so denken oder so sein muss wie ich, sondern, dass die Figur etwas will und sich dafür reinhaut. Und dann ist es sehr unterschiedlich. Manche Sachen liegen mir, weil zum Beispiel die Sprache meiner Sprache ähnlich ist. Dann gibt es wieder Rollen für die man recherchieren muss. Zum Beispiel habe ich einmal eine Frau gespielt, die an Schizophrenie leidet. Das war etwas, wofür man länger recherchiert und mit Leuten spricht, die solche Fälle kennen. Dafür habe ich die Psychiatrie in Graz besucht und auch in Wien mit leitenden oder behandelnden Ärzten gesprochen. Das ist bei anderen Sachen wiederum überhaupt nicht notwendig, weil es mehr mit deinem eigenen Leben zu tun hat.
Was halten Sie von Social Entreprenuren und wie wichtig ist es, dass es Leute gibt, die intrinsisch motiviert sind, gesellschaftliche und ökologische Herausforderungen aktiv anzupacken?
Das ist total wichtig und es ist natürlich auch identitätsstiftend. So blöd es klingt, wenn man früher in Berlin am Flughafen – jetzt fliegt man ja nicht mehr- sieht, dass es in Geschäften „Zotter“-Schokoladen gibt, dann freut man sich darüber, was er geschafft hat und vor allem, wenn man weiß, was da alles dahintersteckt. Ich hoffe, dass das Unternehmen so integer bleibt, wie es von außen wirkt. Denn dadurch zeigt „Zotter“ angehenden Unternehmerinnen und Unternehmern vor, dass es auch anders gehen kann und dass sich Nachhaltigkeit auch bezahlt machen kann.
Der Social Business-Sektor ist ja noch im Wachsen. Bewusstseinsbildung ist deshalb enorm wichtig. Wie wichtig ist es Ihrer Meinung nach, dass es in so einer Phase Organisationen den Social Business Hub Styria gibt, um diese Art der Unternehmer und Unternehmerinnen zu unterstützen?
Ich glaube, dass das in allen Bereichen sehr wichtig ist. Das Wissen, dass es jemanden gibt, den ich Dinge fragen kann, der mir zum Beispiel bei Förderungsansuchen hilft oder mich Leute vernetzt, die es bereits geschafft haben, kann nur positiv sein und mir dabei helfen, Fehler zu vermeiden. Das finde ich total super und wichtig. Im Kunstbereich fällt mir oft auf, dass es wichtig ist, dass von Seiten der Politik nicht nur Projekte gefördert und Subventionen vergeben werden, die sie für gut und richtig hält. Ansonsten würde es viele Dinge nicht geben bei denen man später draufkommt, dass sie genial waren. Und ich glaube das zuzulassen und Genialität zu sehen, Versuche zuzulassen, die nicht auf den ersten Blick gleich für uns zu erschließen sind, weil wir sie noch nicht verstehen, ist sehr wichtig.
Zur Person:
Pia Hierzegger wurde am 2. Februar 1972 in Graz geboren, absolvierte an der Universität Graz ein Germanistik-Studium und schaffte im Jahr 2004 mit einer Rolle in der österreichischen Filmproduktion „Nacktschnecken“ den schauspielerischen Durchbruch. Hierzegger war unter anderem auch in Kino-Filmen wie „Der Knochenmann“, „Hotel Rock’n’Roll“ oder „Family Dinner“ zu sehen, dazu hatte sie Auftritte in TV-Serien wie „Schnell ermittelt“, „Vier Frauen und ein Todesfall“ und „Der Tatortreiniger“. Mit dem Theaterstück „vernetzt denken“ gewann sie 2007 den Augsburger-Stücke-Wettbewerb. In der Spielzeit 2009/10 dramatisierte Pia Hierzegger den Roman „Das ewige Leben“ von Wolf Haas im Schauspielhaus Graz für die Bühne, 2011 wurde dort auch ihr Stück „Die Kaufleute von Graz“ uraufgeführt. Im Jahr 2019 wurde sie für ihre Erfolge als Theater- und Filmschauspielerin sowie Regisseurin, Drehbuchautorin und Moderatorin mit dem „Großen Josef Krainer Preis“ ausgezeichnet. Im Jahr 2020 erhielt sie für ihre schauspielerische Darbietung im Film „Der Boden unter den Füßen“ in der Kategorie „Beste weibliche Nebenrolle“ den „Österreichischen Filmpreis“. Die Steirerin gehört unter anderem neben Michael Ostrowski zur Grazer Off-Theater-Gruppe „Theater im Bahnhof“.