Ex-Fußball-Star und Naturbotschafter Johnny Ertl unterstützt Awareness-Kampagne für Social & Green Entrepreneurship
Mit Johnny Ertl unterstützt ein prominenter Grazer die „Wir retten die Welt – Bist du dabei“-Kampagne des Social Business Hub Styria, den viele wahrscheinlich aufgrund seiner Auftritte als Fußballer oder seine pointierten Analysen als „PULS 4“-Fußball-Experte im Gedächtnis haben. Wer den 39-Jährigen besser kennt, weiß, dass sein Herz seit jeher auch für die Natur schlägt. Im folgenden Gespräch erzählt er zusammen mit seiner Frau Selma, welche Rolle Nachhaltigkeit in ihrer Familie spielt, wieso es wichtig ist, sich Dinge bewusster zu machen und warum gerade jetzt ein guter Zeitpunkt ist, um zum Helden zu werden.
Welche Bedeutung hat in eurer Familie das Thema Nachhaltigkeit?
Johnny: Nachhaltigkeit bedeutet für uns „Bewusstsein“ schaffen – und dieses Bewusstsein nicht nur unseren Kindern, sondern auch den Menschen in unserem Umfeld näher zu bringen. Wir befassen uns intensiv mit dem Thema Wald und möchten vom Kreislauf der Natur lernen. Alles kann man nicht von heute auf morgen umsetzen, so ehrlich muss man auch sein. Aber die kleinen Schritte machen es auch. Achtsamkeit und Disziplin mit uns und unserer Umwelt ist meiner Frau und mir ein Anliegen. Langsam kommen wir alle ins Tun, der Klimawandel beschleunigt diese Prozesse.
Man hört immer wieder, dass vor allem Kinder den Bezug zur Natur verloren haben, z.B. nicht wissen, wo Lebensmittel ursprünglich herkommen – sie wissen nicht mehr, dass die Milch von der Kuh kommt und nicht aus dem Kühlschrank. War es für euch immer schon wichtig, bei euren Kindern in dieser Hinsicht Bewusstsein zu schaffen?
Johnny: Ja, eine Anekdote aus unserer Zeit in England war da sehr prägend für uns. Selma und ich haben in einem vom Verein bereitgestellten „Klubhaus“ gewohnt. Ein Haus mit Spielern aus aller Herren Länder, eigentlich eine wunderbare Art von „Biodiversität“ wenn man den Vergleich zum Wald zieht. Wir hatten Spieler aus England, Sierra Leone, Ungarn, Tschechien und eine schottische Legende. In unserem Garten gab es die gefühlt besten Himbeeren in ganz England. Selma und ich sind gerne in den Garten hinausgegangen, haben die Himbeeren gepflückt und sind damit die Runde im Haus gegangen. Der Ungar, der aus der Gegend von Budapest kam, freute sich über die tollen Himbeeren. Der Slowake meinte „Wunderbar, wie zuhause!“. Der Spieler aus Sierra Leone war angetan vom süßlichen Geschmack, nur unser englischer Tormann hinterfragte stirnrunzelnd und misstrauisch die Herkunft der Himbeeren. Er meinte er könne diese nicht essen. Wir fragten ihn verwundert „Wieso?“, da meinte er lediglich: „Die Himbeeren sind nicht in Plastik eingepackt und außerdem fehlt das Ablaufdatum“. Er konnte es auch nicht besser wissen, weil er es von seinen Eltern nie vorgelebt bekam. Sollten Selma und ich das Glück haben und Kinder bekommen, sagten wir uns damals, dann sollen sie von Beginn an in der Erde nach Lebensmitteln buddeln. In unserem Garten steht seit unserem Einzug ein Himbeerstrauch.
Selma: Nachhaltigkeit ist Bewusstsein, welches sich auf ganz vielen Ebenen abspielt. Woher kommt das Gemüse? Wie wird es produziert? Welcher Zyklus steckt dahinter? Von welchen Händen wurde es geerntet? Wurden Chemikalien verwendet oder setzte man auf biologischen Anbau? Ich bin mir im Laufe meines Lebens immer bewusster geworden, woher ich meine Lebensmittel beziehe und welche Energie dahintersteckt. Unsere Tochter Helena hat erst begonnen Gemüse zu essen, nachdem sie gewusst hat, woher es kommt. Nicht vom Supermarkt oder aus dem Regal, sondern aus der Erde, vom Baum oder vom Strauch. Der Bezug war ihr wichtig, die wunderbaren Geschichten und Erlebnisse woher die Lebensmittel auf ihrem Teller kommen. Wir haben sehr viel von ihr lernen dürfen. Nachhaltigkeit hat sehr viel mit Bewusstseinsbildung zu tun.
Johnny: Und gerade das versuchen wir zu leben. In unserem forstlichen Familienbetrieb hatten wir 2018 einen großflächigen Windwurf. Ein Ereignis, dass mich sehr berührt hat. Wir forsteten den Bestand mit 13.000 Bäume auf über den ein schöner Beitrag auf Puls 4 „Klimahelden“ ausgestrahlt wurde. Ich hinterfragte mich, ob ich mich überhaupt zu einem Kreis von „Klimahelden“ zählen darf, nur weil ich Bäume pflanze. Fahre ich doch einen sechsjährigen Geländewagen, der ganz schön viel Diesel frisst und habe noch andere Baustellen, die sich nach Veränderung zum Thema Nachhaltigkeit sehnen. Beim Drehen des Beitrages wurde mir bewusst, dass ich eine Verantwortung gegenüber unserer Gesellschaft und deren Bezug zur Natur habe. Aufgrund meiner Fußballanalysen stehe ich im öffentlichen Licht. Ein Licht, dass ich vielseitig nutzen kann. Ein Licht, dass auf all die jungen Bäume gerichtet ist, die durch die Sonne in Richtung Himmel wachsen. Auch ich darf wachsen mit der Verantwortung Schritt für Schritt mein Leben nachhaltiger zu meistern und in meinem Mikrokosmos indem ich mich bemühe etwas weiterzugeben.
Es gibt inzwischen viele Leute, die sich ökologischen oder gesellschaftlichen Problemen annehmen. Im wirtschaftlichen Bereich sind das zum Beispiel die Social Entrepreneurs. Wie wichtig ist es, dass es solche Menschen gibt, die einerseits idealistisch sind, aber das Bewältigen solcher Herausforderungen andererseits auch zu ihrem Brotberuf machen?
Johnny: Social Entrepreneurs sind Vorreiter und beweisen großen Mut. Es steht die Sinnhaftigkeit des Tuns im Vordergrund mit der sie sich mit totaler Überzeugung widmen. Es gibt so viele interessante Ansätze und Ideen, die zur Veränderung und Verbesserung beitragen und den Weg in eine bewusstere Zukunft ebnen.
In meinem Alltag habe ich mir viele Dinge angeeignet, welche ich kaum hinterfragt habe, weil ich es immer so gemacht habe. Da geht es um Gewohnheiten, Bequemlichkeiten, Abhängigkeiten und vieles mehr. Durch das Kennenlernen des Social Business Hub Styria und dem Wirkungsfeld der Social Entrepreneurs ist mir klar geworden, wieviel andere Möglichkeiten es gibt, ökologische und gesellschaftliche Herausforderungen zu meistern.
Selma: Jetzt ist die Zeit für Helden. Als Gesellschaft sind wir so weit weg von unserem Ideal, gerade jetzt gibt es großes Potenzial etwas zu bewegen, die Sinnhaftigkeit und Verantwortung gegenüber der Umwelt mehr in den Fokus zu stellen. Wir sind Teil der Natur und geht es der Natur gut, geht es auch uns gut.
Viele Leute haben gute Ideen, aber wissen nicht, wie sie die umsetzen können. Ist es vielleicht deswegen umso wichtiger, dass es Organisationen wie den Social Business Hub Styria gibt, die sie auf ihrem Weg unterstützen und eine Starthilfe geben?
Johnny: Ja, es ist ein wunderbares Miteinander, wo man voneinander lernen darf. Der Social Business Hub greift auf Know-How zurück, den viele Start Ups nicht haben. Eine Idee ist plötzlich da von der man überzeugt ist, jedoch weiß man nicht wie man starten soll noch welche anderen Herausforderungen auf dem Weg noch warten. Scheinen manche Hürden plötzlich zu groß, verliert man schnell den Biss und lässt die Idee fallen. Und gerade da ist eine Organisation wie der Social Business Hub hilfreich für viele Jungunternehmer:innen. Eine Stütze, ein Netzwerk, einfach tolle Menschen die ihre Expertise auf diesem Gebiet weitergeben.
Durch solche Hilfestellungen und Hilfeleistungen können Startups wachsen.
Wenn man einen Obstbaum setzt, dann bekommt er meistens einen Stecken dazu damit er gerade und kontinuierlich wachsen kann. Man schützt den Stamm vor Verbiss und kontrolliert zu Beginn, ob er genügend Wasserzufuhr hat. Alles weitere muss der Obstbaum selbst schaffen. Wenn der Stamm stark genug ist, dann ist der Stecken verwittert und er steht alleine voller Pracht da. Ohne den Stecken und die Hilfestellung zu Beginn wäre er jedoch nie so schön geworden.
Darum finde ich, dass es großartig ist, dass es solche Unternehmen und Initiativen wie den Social Business Hub Styria gibt, die mit dem gleichen Gedankengut und dem Mut zur Veränderung voranschreiten.
Selma: Die Zeiten, in denen man egozentrisch denkt und handelt sind vorbei. Das Miteinander, das Teilen von Fähigkeiten und Fertigkeiten, um gemeinsam etwas zu schaffen, ist nun stärker denn je. Jeder Mensch trägt eine unglaubliche Ressource in sich, ein Potenzial, ein Talent. Das Talent, welches ich beispielsweise habe, kann ein anderer gut brauchen und umgekehrt.
Zurzeit fragen sich viele Menschen, ob das was sie tun auch sinnhaft ist. Die Welt verändert sich ständig, gefühlt schneller als zuvor, die Sinnhaftigkeit ist das was bleibt. Man spürt, dass sehr viel Sinn hinter dem Social Business Hub steckt und die Menschen, die mit euch zusammenarbeiten, spüren das auch.
Der Sinn den eure Organisation vermittelt macht Lust auf mehr, deshalb sind wir auch Teil dieser Community und wollen miteinander und voneinander lernen.
Zur Person:
Johannes „Johnny“ Ertl (geb. 13. November 1982 in Graz) ist ein ehemaliger österreichische Teamverteidiger, der seine professionelle Fußballer-Karriere bei Sturm Graz und Austria Wien bzw. in England bei Crystal Palace, Sheffield United und Portsmouth FC verbrachte. Während seiner Zeit in England schloss er das Masterstudium in Business Administration ab. Nach dem Ende seiner Profi-Karriere wurde er in den Vorstand des „Portsmouth Supporters Trust“ gewählt, wo er die Geschicke dieses Klubs mit seiner außergewöhnlichen jüngeren Vergangenheit mitlenken durfte. Seine Erfahrungen stellt der Steirer mittlerweile auf PULS 4 als Fußballexperte unter Beweis. Er hütet mit seiner Frau Selma ein familiäres Forstunternehmen und beschäftigt sich mit den Prozessen der Natur.