Presse und Preise – Workshops für effektivere Außenwirkung
Wie komme ich als Social Entrepreneur*in mit meinen Geschichten in die Medien? Wie gehe ich am besten auf Journalist*innen zu? Und welche Wirkung kann ich…
Mehr lesenMario Holzlechner, Gründer des Startups NOBS Clothing, spricht im Interview darüber, wie er mit einem Crowdfunding-Ansatz und On-Demand-Produktion mehr Nachhaltigkeit in die Modeindustrie bringen möchte. Mit seinem Geschäftsmodell vermeidet er Überproduktion und senkt Verkaufskosten, während er gleichzeitig nachhaltige Materialien und sozialverträgliche Produktionsbedingungen sicherstellt. Im Gespräch gibt er Einblicke in die Herausforderungen und Vorteile der Textilproduktion in Europa und beschreibt, wie das Social & Green Business Gründungsprogramm des Social Business Hub Styria ihm in der Startphase geholfen hat.
Kannst du uns zu Beginn ein wenig über die Gründung von NOBS Clothing erzählen? Was war die Inspiration hinter dem Konzept, hochwertige Bekleidung durch Crowdfunding-Kampagnen und On-Demand-Produktion anzubieten?
Mario Holzlechner: Die Gründung von NOBS Clothing war für mich eine persönliche Challenge, mich selbstständig zu machen und ein Startup mit einem nicht klassischen Geschäftsmodell aufzubauen. Die Kleidungsindustrie ist nach der Ölindustrie die zweite schädlichste: Kleidung wird oft schlecht produziert, hat einen großen ökologischen und sozialen Fußabdruck. Ich hatte selbst Probleme mit Jeans, die nicht passten und schnell kaputt gingen. Deshalb wollte ich qualitativ bessere, langlebigere Kleidung zu einem günstigen Preis anbieten. Es gibt bereits teure, nachhaltige Kleidung, aber mein Ziel war es, durch ein innovatives Geschäftsmodell die Kosten zu senken und eine breitere Zielgruppe anzusprechen.
Dein Geschäftsmodell mit On-Demand-Produktion vermeidet Überproduktion und senkt Verkaufskosten. Kannst du näher erläutern, wie dieses Modell funktioniert und welche Vorteile es bietet?
Mario Holzlechner: Bei NOBS Clothing designe ich Kleidung und biete sie online im Vorverkauf an, ähnlich wie bei einer klassischen Crowdfunding-Kampagne. Das minimiert das Risiko, da ich nur produziere, was auch tatsächlich gekauft wird. Mein Geschäftsmodell arbeitet mit einem negativen Geldumschlag, das heißt ich nehme Geld ein, bevor ich es ausgebe, was mein finanzielles Risiko reduziert. Wenn die Kampagne erfolgreich ist, produziere ich genau die bestellte Menge, wodurch Müll und Lagerhaltungskosten vermieden werden. Dadurch kann die Kleidung günstiger angeboten werden, da Handels- und Entsorgungskosten reduziert werden. Zum Beispiel kann ich unsere nachhaltig in Europa hergestellte NO Bullsh!t Jeans um 99,90 € anbieten, während vergleichbare Modelle im klassischen Einzelhandel 160 bis 200 € kosten.
Nachhaltigkeit ist ein wesentlicher Bestandteil deiner Marke. Wie wählst du nachhaltige Rohmaterialien aus und welche Kriterien müssen diese erfüllen?
Mario Holzlechner: NOBS Clothing verwendet grundsätzlich Stoffe aus nachhaltig hergestellten Fasermaterial, wie z. B. recycelte Baumwolle oder die Zellulose-Regeneratfaser Lyocell. Weiters verwenden wir Monomaterialien aus 100% einem Material, um die Recyclingfähigkeit zu verbessern. Bei der NO Bullsh!t Jeans habe ich einen dickeren Stoff gewählt, um die Haltbarkeit zu erhöhen. Der Stoff besteht zu 70 % aus recycelter Baumwolle aus Spinnerei-Abfällen und zu 30 % aus konventioneller Baumwolle mit längeren Fasern, die in Europa oder den USA angebaut wird und zugegeben werden muss, um Materialqualität zu gewährleisten. Wir haben außerdem ein paar Änderungen im Design vorgenommen und z.B. einen Zwickel im Schritt eingebaut, damit die Hosen nicht so schnell an den typischen Stellen reißen und somit eine längere Lebensdauer haben. Zudem verwende ich die Smart Indigo Färbemethode, die Elektrolyse statt toxischen Chemikalien einsetzt, um die Umweltbelastung zu minimieren.
Textilproduktion in Europa ist ein weiterer Kernpunkt deines Unternehmens. Was sind die Herausforderungen und Vorteile der Produktion für NOBS Clothing?
Mario Holzlechner: Die Produktion in Europa stellt sicher, dass die Arbeitsbedingungen sozial nachhaltig sind. Es war jedoch eine Herausforderung, geeignete Partner zu finden, da viele Konfektionäre nur mit größeren Mengen arbeiten. Ich habe schließlich einen finnischen Jeanshersteller gefunden, der in Estland produziert und bereit war, mit mir zusammenzuarbeiten. Die Nähe zur Produktion reduziert Lieferzeiten und Risiken.
Welche Unterstützung hast du bzw. NOBS Clothing durch die Teilnahme am Social & Green Business Gründungsprogramm erhalten und wie hat dieses dir geholfen, die Herausforderungen in der Startphase zu meistern?
Mario Holzlechner: Das Gründungsprogramm bietet Coaching und Workshops zu verschiedenen Themen. Die Workshops haben mir neue Blickwinkel eröffnet, insbesondere im Bereich Impact-Modellierung und Reporting. Das Coaching hat mir geholfen, mein Unternehmen strukturiert aufzubauen. Besonders wertvoll war der Austausch und das Feedback von erfahrenen Mentor·innen.
Wie wichtig war die Vernetzung innerhalb des Social & Green Business Gründungsprogramms für das Wachstum von NOBS Clothing? Gibt es besondere Partnerschaften oder Kollaborationen, die daraus entstanden sind?
Mario Holzlechner: Obwohl keine direkten Partnerschaften entstanden sind, weil wir aus sehr unterschiedlichen Branchen kommen, war und ist das Netzwerk sehr wertvoll. Ich habe über andere Startups beispielsweise einen Digital Marketing Partner gefunden und Unterstützung im Web Development erhalten. Der regelmäßige Austausch und die Erfahrungen der anderen Gründer·innen helfen einfach auch, Probleme zu lösen oder mit Sorgen und Fragen umzugehen, weil wir alle vor vergleichbaren Herausforderungen stehen.
Zur Website: www.nobsclothing.eu
Das Interview entstand im Rahmen eines mehrmonatigen Studierendenprojektes des Lehrveranstaltungskurses “Change Management and Learning for Sustainability” der Karl Franzens Universität Graz, das gemeinsam mit dem Social Business Hub Styria durchgeführt wurde. Die Studierenden Elisa Fuchs, Caroline Schulze, Lena Poths, Lara Maria Krenn beschäftigen sich mit dem Thema Social & Green Entrepreneurship und wie man mit gezielter Öffentlichkeitsarbeit auf wirkungsorientiertes Unternehmertum aufmerksam macht.
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