Kleine Zeitung-Geschäftsführer Thomas Spann unterstützt Awareness-Kampagne des Social Business Hub Styria


Mit dem Geschäftsführer der Kleinen Zeitung, Mag. Thomas Spann, konnte der Social Business Hub Styria einen ausgewiesenen Wirtschaftsexperten als Testimonial für die „Wir retten die Welt – bist du dabei?“-Kampagne gewinnen. Im folgenden Gespräch spricht der 57-Jährige über die „Driver“ hinter gesellschaftlicher Veränderung, die Transformation von Nachhaltigkeit zum Hygiene-Faktor und der wachsenden Bedeutung von Social Entrepreneuren in der Steiermark.

Mit welchen Veränderungen des Alltags sollte man Ihrer Meinung nach anfangen, um nachhaltiger zu leben, ohne sich zu stark einzuschränken und dann möglicherweise die Lust daran zu verlieren?

Thomas Spann: Bei den Themen Energie, Mobilität und Einkaufen. Ich denke, dass es bei Nachhaltigkeit sehr wichtig ist, nicht eindimensional zu denken. Man sollte sich meiner Meinung nach im Privaten – wie in der Unternehmensführung auch – bewusst sein, dass es ohne markante Veränderungen auch keine markanten Verbesserungen geben kann. Das muss jetzt auch nicht immer mit großen Lasten verbunden sein, die man sich auferlegt und mit riesengroßem Verzicht. Veränderung heißt aber auch, nicht so weiterzumachen wie bisher.

Welche Rolle spielt Mut bei einer solchen Veränderung?

Eine entscheidende. Es ist wichtig mit sich selbst im Reinen zu sein und ein konkretes Ziel vor Augen zu haben, wenn man mit einer Veränderung beginnt. In einer Organisation ist es auch sehr wichtig, die notwendigen Schritte gut zu kommunizieren, damit unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern keine Verunsicherung ausbricht. Es muss klar sein, dass es einer gemeinsamen Anstrengung bedarf, wenn man gemeinsam etwas erreichen will.

Nachhaltigkeit hat auch ihren Preis. Haben wir schon die Phase erreicht, wo Leute bereit sind, bewusst mehr zu zahlen, weil es ihnen z.B. wichtig ist, dass die Produktionskette fair ist?

Ich glaube, dass wir diesen Punkt noch nicht erreicht haben. Aber es wächst der Anteil derer, die das berücksichtigen und Leute, die ihr Leben nachhaltig anlegen, werden nicht mehr als exotisch empfunden, sondern es wird mehr und mehr zum Standard. Ich war erst kürzlich bei einem großen Unternehmen im Handel zu Gast und dort hat mir ein erfahrener Unternehmenslenker erzählt, dass sie ihr Produkt das erste Mal klimaneutral hergestellt haben. Nachhaltigkeit hat sich seiner Ansicht nach mittlerweile schon zum Hygienefaktor entwickelt, auch wenn die Bereitschaft mehr zu zahlen aktuell noch bei einem mittleren einstelligen Prozentsatz liegt. Aber es ist trotzdem der richtige Schritt und notwendig, Menschen auf Themen wie lokales Produzieren oder das Einsparen von Transportwegen hinzuweisen. Die exzessive Logistik, die es momentan gibt, darf langfristig nicht der Stand der Dinge sein und Leute müssen das mitrechnen. Dann schaut die Rechnung schon wieder anders aus.

Früher hieß es „Sex sells“. Inzwischen könnte man schon so weit gehen zu sagen, „Sustainability sells“. Wie groß ist dabei die Gefahr, dass es sich bei vielen Firmen hierbei um „Greenwashing“ statt um wirkliches Interesse an diesem Thema handelt?

Das ist schon eine Entwicklung, bei der man auch als Medium im Sinn von verantwortungsvoller Kommunikation eindeutig die Lupe auspacken und genau hinschauen muss. Denn am Ende sollte sich Nachhaltigkeit vom Selling-Faktor lösen und zum Hygiene-Faktor werden.

Braucht es vielleicht auch einfach mehr Prominente, die eine solche gesellschaftliche Veränderung auch vorleben?

Definitiv. Diese Art der Vorbildwirkung darf man nicht unterschätzen. Wir als Zeitung haben natürlich auch eine besondere Rolle, weil wir solche Dinge transportieren können, wie zum Beispiel durch unsere Auszeichnung der „Köpfe des Jahres“. Dabei merkt man auch, wie wichtig es ist, tief in die Regionen hineinzugehen und regionale soziale und kulturelle Initiativen – klarerweise auch Leistungen aus Sport, Entertainment und Wirtschaft – sichtbar zu machen, die sonst wahrscheinlich untergegangen wären. Diese Form der Anerkennung motiviert wiederum neue Akteurinnen und Akteure. Je mehr sie spüren, dass man ihnen auch etwas zutraut, desto größer wird ihre Vorbildwirkung, wenn sie eine Handlung setzen.

Welche Rolle spielen in dieser Hinsicht auch die „Social & Green Entrepreneurs“, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen einen positiven gesellschaftlichen Wandel erzeugen möchten?

Entrepreneure beiderlei Geschlechts sind für mich sowieso der richtige Motor für Veränderungen und für das, was oft das „Werkl“ in die richtige Richtung zum Laufen bringt.Weil es einfach jemanden braucht, der Verantwortung übernimmt. Für mich ist es die höchste Form des Professionistentums. Ich liebe Vereine, NGOs, NPOs, weil sie für die Bewusstseinsbildung gut sind. Aber dann braucht es – ich hoffe, es ist der richtige Ausdruck – diese Ernsthaftigkeit, dass man nicht nur sagt, wie etwas sein könnte, sondern, dass man es selbst genauso macht und gemeinsam mit seinen oder ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, Konsument:innen und Kund:innen ein Ergebnis erzielt. Deswegen sind die Entrepreneure – und da gerade die, die im Bereich Social Entrepreneurship unterwegs sind – so entscheidend, weil sie klar machen, dass der kaufmännische Erfolg das Verantwortungsbewusstsein in den Dimensionen nicht ausschließt. Ganz im Gegenteil – er befeuert es.

Zotter, Velofood und MAKAvA sind nur einige bekannte Beispiele der fast 170 steirischen Green & Social Enterprises. Die Zahl wächst kontinuierlich. Glauben Sie, dass das mit dem Innovations-Drive der jüngeren Generationen zu tun hat oder auch mit dem Umstand, dass Menschen vermehrt nach einem Sinn in ihrer Arbeit suchen?

Definitiv. Ich kann jetzt keine Prognose abgeben, wann der Zeitpunkt kommt, wo sich die Zahl Jahr für Jahr verdoppeln wird. Aber es gibt eine spürbare Dynamik und diese Unternehmen werden definitiv immer wichtiger werden. Ich habe schon vor vielen Jahren einmal gehört, dass das Wirtschaftliche und Unternehmerische kein Selbstzweck sein soll. Es spricht ja nichts dagegen, dass die Shareholder auch profitieren, aber muss man den Profit eben nicht immer nur in der Maximierung des Ergebnisses sehen. Das gefällt mir zum Beispiel bei einem Unternehmen wie „Zotter“ so gut. Rein wirtschaftlich würde es wohl mehr Sinn machen, den Firmenstandort in Graz oder Wien zu haben und nicht in Bergl bei Riegersburg. Wenn du dann aber registrierst, dass es ihnen neben glücklichen Kundinnen und Kunden auch darum geht, dass mehr als 100 Leute in der Region einen lässigen, sinnerfüllenden Job haben, dann ist das Social Business. Wenn das so Einzug hält in allen möglichen Branchen, dann glaube ich, dass das der richtige Weg ist. In Ansätzen hat es das schon immer gegeben – es heißt nicht umsonst soziale Marktwirtschaft.

Wie schätzen Sie als ehemaliger Direktor der Wirtschaftskammer Steiermark die Entwicklung des Social Business-Sektors in der Steiermark ein und wie wichtig ist dabei die Vernetzungs- und Unterstützungsfunktion vom Social Business Hub Styria?

Organisationen wie der Social Business Hub Styria sind gerade in dieser Pionierphase, in der man sich schon noch befindet, Goldes wert: Der unternehmerische Aspekt und die Vernetzung von Unternehmerinnen und Unternehmern ist ein ganz entscheidender Faktor. Je professioneller solche unterstützenden Organisationen arbeiten, desto besser ist es für den Social Business-Sektor in der Steiermark.

Zur Person:

Mag. Thomas Spann wurde am 19.08.1965 in Leutschach geboren und ist in St. Anna am Aigen aufgewachsen. Er lebt in Feldbach, ist verheiratet und Vater einer erwachsenen Tochter. Der studierte Betriebswirt ist seit 2014 Geschäftsführer der Kleinen Zeitung. Davor war er u.a. als Produktmanager im WIFI Steiermark, Direktor der WKO Steiermark, Vorstandsmitglied im Messe Center Graz und als Direktor im Steirischen Wirtschaftsbund tätig.